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Karin Bucher - Räumliche Inszenierungen und inszenierte Räume

12. Januar 2023
Karin Bucher ist freischaffende Szenografin, Regiesseurin und Dozentin für Szenografie und bildnerisches Gestalten. Um den Rundgang `Lichtensteig reloaded´ zu konzipieren und zu realisieren, ist sie zur Zeit häufiger im Städtli anzutreffen.

Die Geschichten eines Ortes zu erzählen, Menschen zu verbinden und neue Perspektiven zu eröffnen, sind ihr ein Anliegen des Herzens.
Sie schafft es immer wieder mit ihren ortsspezifischen Projekten, den Menschen neue Blickwinkel zu ermöglichen. Karin Bucher erarbeitet installative Bühnenbilder, theatrale Ausstellungen, Rundgänge und Audiowalks in Zusammenarbeit mit verschiedenen Kulturinstitutionen, aber auch in Eigeninitiative. Eines der selbstinitiierten Projekte war das `Glückselige Leben´ in ihrem Wahl-Wohnort Trogen. Gemeinsam mit 220 Beteiligten realisierten sie 2019 den Theaterspaziergang durch Arkadien mit fünf Anfängen und einem Schluss. 

Bis zum 30. Juni 2024 ist eine Ausstellung im alpinen Museum in Bern zu sehen, die sie szenografiert hat. `Heimat – auf Spurensuche in Mitholz´ nennt sich das partizipative Projekt, welches gemeinsam mit Menschen aus dem Bergdorf entstanden ist und sich mit den grossen Themen Heimat, Erinnerung, Risiko und Verantwortung beschäftigt. 

Wenn sie mit ihrer Arbeit Diskussionsfelder eröffnen und Erfahrungsräume erweitern kann, hat sie geschafft, was sie schaffen will.
Mit ihrer Arbeit möchte sie Menschen auf verschiedensten Ebenen berühren. „Für die Ausstellung `Fürsorgliche Zwangsmassnahmen´ haben wir in unglaublicher Kleinteiligkeit Räume und Objekte aus Karton gebaut.“, erzählt Karin Bucher. Es gibt Geschichten zu hören, die Kartonwelten dienen als Kulissen und nehmen die Besucher mit auf eine innere Bildreise in eine andere Zeit, in der Menschen ohne gerichtliche Anhörung beispielsweise in Armenhäusern die Freiheit entzogen wurde. Karin Bucher beherrscht die Kunst zu wissen, welche Inhalte auf welche Weise am besten kommuniziert werden. 

Karin Bucher ist glücklich davon leben zu können, was sie gern tut. Sie stellt sich gern und mit grosser Neugier neuen Herausforderungen und Themen. Lustvoll wagt sie sich an Grosses. Mittlerweile hat sie viele Erfahrungen gesammelt und ein grosses Netzwerk, welches sie bei Bedarf aktiviert. 

Die Frage. „Wie wollen wir eigentlich zusammenleben?“ beschäftigt Karin Bucher sehr.
So erklärt sich auch ihr Interesse für Stadtentwicklung, dem sie nicht nur für `Lichtensteig reloaded´, sondern auch in einem Dokumentarfilm über die Stadt Chandigarh in Nordindien nachgeht. Chandigarh wurde unter genau dieser Fragestellung von Le Corbusier entworfen und gebaut. Sie selbst hat mehrere Genossenschaften begründet. Ein Bauernhaus, eine Fabrik und ein Spital hat sie gemeinsam mit Anderen belebt. Hier hat sie am eigenen Leib erfahren dürfen, wie Architektur ein Zusammenleben ermöglichen oder auch verhindern kann. Es geht ihr immer um Räume: Den sozialen Raum, der zwischen Menschen entsteht, den architektonischen Raum und den Körper als Innenraum von Gedanken und Gefühlen und die Schnittmengen davon. „Orte sind die Grundlage für meine Arbeit, sie inspirieren mich.“ 

Mit Glitzern in den Augen gibt Karin Bucher zu: „Ich liebe es ausserdem einfach verrückte Objekte zu bauen!“ Sie selbst kommt vom Handwerk, vom Machen. Wer nun Lust hat, gemeinsam mit Karin Bucher beim Bauen aktiv zu werden, wird dazu bei `Lichtensteig reloaded´ die Möglichkeit bekommen. Für die Konstruktion von verschiedenen Dachlattenskulpturen werden noch tatkräftige Helfer*innen gesucht.

Lichtensteig ist für Karin Bucher kein unbekanntes Pflaster.
Ihre Schwester führte schon bei vielen Eigenproduktionen im Chössi Theater Regie, ihr Vater ist in Wattwil aufgewachsen und ihre Grosseltern führten in Wattwil die Metzgerei Bucher. Lachend erinnert sie sich daran, wie ihr als Kind bei der Fahrt über den Wasserfluhpass immer schlecht wurde. In Lichtensteig hatte die Tortur dann glücklicherweise immer ein Ende. Wenn sie heute an den Geist im Städtli denkt, denkt sie an den Sinn für Gemeinschaft und die mutige Entwicklung des Ortes. Sie findet es bemerkenswert, wie hier Kultur gezielt als Motor eingesetzt wird, um das Städtli neu zu beleben und den Austausch untereinander zu fördern. „Vieles ist Möglich in Lichtensteig“, findet Karin Bucher.

Karin Bucher wurde 1969 in St. Gallen geboren. Sie lebt und arbeitet im Palais Bleu in Trogen. Sie hat Technisches und Bildnerisches Gestalten, Kunst und Vermittlung sowie Szenografie studiert. Die Talentschule für Gestaltung in St. Gallen hat sie mitbegründet und lehrte dort sowie an der Schule für Gestaltung in St. Gallen und an der ZHdK Szenografie und Gestaltung. 

Foto: Thomas Karrer

https://karinbucher.ch/

 

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Karin Bucher