Inhalt

Urs Castelberg - Druckkunst im Herzen von Lichtensteig

11. November 2022
In der Gall´schen Offizin, die sich im historischen Schmalzhaus befindet, kann man viel Spannendes über die Handwerkskunst des Buchdrucks lernen. Die Gall´sche Offizin ist Werkstatt und Museum in einem. Hier werden noch immer hochwertige Drucksachen, wie Visitenkarten, Urkunden, Karten und Privat-Anzeigen in Kleinauflagen bis zu 200 Stück angefertigt. Von Hand werden die Blei- oder Holzbuchstaben gesetzt und dann an der Kniehebelpresse gedruckt. Es wird vor allem Bütten- und handgeschöpftes Papier verwendet. „Hier läuft alles noch ohne Strom!“ erzählt der gelernte Buchdrucker Urs Castelberg und führt eindrucksvoll vor, wie aus den vielen kleinen Einzelteilen eine Drucksache wird.

Ursprünglich sollte einmal in das alte Schmalzhaus in der Altstadt ein Café einziehen. Nachdem aber die Anwohner*innen damals mit wenig Enthusiasmus reagierten und es sowieso schon viele Restaurants und Cafés im Städtli gab, wurden die Räumlichkeiten an die Gall´sche Offizin vergeben. Seit 1989 gibt es die Stiftung Gall´sches Offizin. Der Namensgeber Anton Gall baute als Hobby-Drucker die Werkstatt auf. Er begann mit kleinen Drucksachen und produzierte als Hobby Winzer auch Etiketten für Weinflaschen. Nach seinem Tod wurde eine Stiftung gegründet, um die Gall´sche Offizin zu erhalten. Es arbeiteten nacheinander mehrere Drucker in der Gall´schen Offizin. 2004 übernahm Urs Castelberg die Gall´sche Offizin in Zusammenarbeit mit der Buchdruckerei Wattwil AG, als nach engagierten Menschen zum Betrieb der Gall´schen Offizin gesucht wurde.

Zur Zeit sind sie zu dritt, mit im Team sind ausserdem Remo Stillhart und Franz Koller, die beide ebenfalls aus der Druckbranche kommen. Gemeinsam haben sie das Museum neu gestaltet und sich einige Neuerungen einfallen lassen.

Urs Castelberg ist gelernter Buchdrucker, heute wäre die korrekte Berufsbezeichnung Drucktechnologe. Er ist 1956 in Zug geboren und in Mosnang aufgewachsen. Er machte seine Lehre in der Blockfabrik und ist Lichtensteig auch danach immer verbunden geblieben. Gearbeitet hat er lange in der Buchdruckerei Wattwil, die jetzige Toggenburg Medien und in der Appenzeller Druckerei in Herisau.

Er mag es sehr, seine Freizeit in der Gall´schen Offizin zu verbringen und in Kontakt mit den Menschen zu kommen. Er liebt Lichtensteig und das Jazzfestival. Stolz erzählt er, dass er seit 13 Jahren auch beim Jazzfest einen aktiven Part übernimmt und lange Bauchef für die Festival-Infrastruktur war.

Die Gall´sche Offizin ist jeden letzten Samstag im Monat von 13:30 - 16:00 Uhr geöffnet, man darf einfach vorbeischauen und sich von dem alten Handwerk begeistern lassen. Natürlich ist es auf Anfrage auch an anderen Tagen möglich, durch das Museum geführt zu werden. „Wir bieten auch Aperós für kleine Gruppen an.“ verrät Urs Castelberg.

Ein Ziel des Gall´schen Offizins ist es, bald auch im Internet vertreten zu sein. „Wir arbeiten an einer Website für das Museum“, berichtet Urs Castelberg. Passend zum Thema erwähnt er noch: „Natürlich haben wir auch ein @ Zeichen in der Schriftensammlung. Was viele nicht wissen ist, dass das @, wie das Pfund eine Gewichtseinheit war, die auf spanischen und portugiesischen Märkten verwendet wurde.“

Urs Castelberg
Urs Castelberg