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Claudio Cueni: Lichtensteig statt Los Angeles

16. Juni 2022
Der Toggenburger Claudio Cueni mischt und mastert seit einem Vierteljahrhundert Musik weltbekannter Künstlerinnen und Künstler. Zurück aus Los Angeles fehlen ihm im Toggenburg allerdings die Tacos.

Es wummert im «Stadtufer» an der Thur. Hier findet sich Claudio Cuenis Studio. Noch ist es nicht ausgeschildert. «Zweiter Stock, gleich bei der Schleuse. Wenn das Licht wie im Bordell aussieht, hast du mich gefunden», erklärt der 53-jährige Klangtüftler lachend am Telefon. Gerade sind «Pegasus» bei ihm zu Gast. Cuenis Können am Mischpult ist gefragt – schon seit über 25 Jahren.

Aus dem Toggenburg in die USA
Geboren ist Claudio Cueni in Wattwil. In der Primarschule erhielt er Klavierunterricht, schon als 13-Jähriger gründete er seine erste Band, mit 18 war er Keyboarder bei den Schweizer Hardrockern «China». So hatte es ihn dann auch in die USA verschlagen: China nahm in New York ein Album auf, der Plattenvertrag wurde nicht verlängert, also blieb er in Amerika. Es zog ihn nach Los Angeles. Aus Zufall kam er dort an einen Job in einem Tonstudio. «Ich hatte zuvor noch nie als Tontechniker gearbeitet», erinnert er sich. Es kam Schlag auf Schlag, er arbeitete mit Künstlern wie Boyz II Men, Quentin Tarantino, Jay R und Lalah Hathaway zusammen. Die Liste der Projekte, für die er als Tontechniker, Mischer, Masterer, Komponist oder Musiker gearbeitet hat, ist lang.

Unter Rapperinnen und Rappern
Bekannt wurde er besonders mit seiner langjährigen Arbeit für den Nachlass des verstorbenen Rappers 2Pac. Er produzierte, mischte und masterte verschiedene Alben posthum und zeichnet sich auch für das berühmte Hologramm-Konzert am 2012er Coachella-Festival mitverantwortlich. «Man kennt mich hauptsächlich für meine Arbeit mit US Hip-Hop und R&B», erklärt Claudio Cueni. «Aber ich arbeite auch viel in den Bereichen Rock, Jazz, Pop, K-Pop und Filmmusik.» In Sachen Unterhaltungsmusik trägt er also nicht nur viele, sondern fast alle Hüte. Und das gleichzeitig.

Langjährige Verbindungen sind ihm wichtig. So war er etwa anfangs Juni auf Kurztournee mit der britischen Rapperin Little Simz. Und er kennt sie von ihren Anfängen an, seit dem Jahr 2015. «Das erste Konzert, das ich mit ihr in Los Angeles erlebt habe, war mit einem Publikum von 30 Leuten – und dieses Jahr sind wir Headliner am Gurten-Festival», freut er sich.

Aus den USA ins Toggenburg
Nun ist Claudio Cueni also zurück in der alten Heimat und lebt mit Sohn und Freundin in Lichtensteig. Und arbeitet auch hier, denn auf der faulen Haut zu liegen, sei in der Branche nicht möglich. «Die Technik geht immer schnell voran, das kann eine Herausforderung sein, aber macht gleichzeitig auch Spass.» Bei der Genossenschaft Stadtufer war er von Anfang an mit dabei, hier könne er auch mitten in der Nacht arbeiten. Dann, wenn es seine Kunden in den USA benötigen und so laut, wie es die Musik verlangt. Aber weshalb überhaupt Lichtensteig? Als gebürtiger Wattwiler kenne er das Städtli natürlich schon. Man könne in der wunderschönen Altstadt und in der Natur sich selbst sein, wie er sagt. Auch schätze er besonders im Vergleich zu Los Angeles die Ruhe und Sicherheit. «Eigentlich fehlen mir nur Sushi und Tacos», sagt Cueni und lacht.

Claudio Cueni
Claudio Cueni