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Matthias Wachner – Gugger mit Vorbildfunktion
Die besten Chancen, im Februar Matthias Wachner zu erreichen, hat man nicht telefonisch. Nein, man findet den viel beschäftigten Koch und Geschäftsführer des «Sternen» in Unterwasser am einfachsten, wenn man schrägen Klängen in und um Lichtensteig folgt. Denn der 41-jährige ist Präsident der «Städtli-Schränzer», einer der beliebtesten Guggen der Region.
Überregionale Fasnachtslaune
Die Städtli-Schränzer wurden im Jahr 1988 gegründet und bestehen derzeit aus 37 Mitgliedern. Und diese kommen herum: Das Einzugsgebiet der Schränzer erstreckt sich über die ganze Region Toggenburg, Thurgau, St. Gallen bis nach Luzern. «Und natürlich auch Deutschland, Adelberg / Schwäbisch Gmünd», wie Matthias Wachner ergänzt. Die enge Verbindung zur Partnergemeinde Lichtensteigs sei den Städtli-Schränzern ein wichtiges Anliegen.
Entstanden ist die Formation wie so viele andere Guggen aus einer «seriösen» Musikgesellschaft: Bereits Mitte der 80er taten sich einige Mitglieder der «Harmonie Lichtensteig» zusammen, um dem Fasnachtstreiben die besondere Note zu verleihen. Als kleine Formation spielten diese Früh-Schränzer genau das, was die Musikgesellschaft sowieso schon im Repertoire hatte, erklärt Matthias Wachner. «Einfach Fasnacht-mässig». Die Städtli-Schränzer, wie wir sie heute kennen, feierten dann am 16. April 1988 Gründung.
Ein Bayer in der Gugge
Aber wie kam es, dass Matthias Wachner als bayrischer Koch zu den Schränzern stiess? Peu à peu, könnte man sagen. Wachner half immer wieder mal beim traditionellen Sommernachtsfest der Schränzer aus, auch wegen seines besten Freunds Urs Rütsche. Dann stand dessen Hochzeit auf dem Programm, Matthias Wachner verschob den Junggesellenabschied kurzerhand nach München – und natürlich folgte ein Grossteil der Gugge der Einladung. «Da konnte ich den Städtli-Schränzern nicht mehr entkommen», sagt Wachner und lacht. Es sei für ihn eine grosse Ehre, dem Verein seit der Hauptversammlung im Mai 2016 als Präsident vorstehen zu dürfen.
Matthias Wachner trat dabei in sehr grosse Fussstapfen: Er löste den langjährigen Präsidenten Adi Stillhart ab. «Die Erwartungen, die ich an mich selbst stellte, sind hoch gewesen», erinnert sich Wachner. Aber es funktionierte. Heute ist er sowohl Leitfigur als auch Freund der Gugge-Mitglieder. «Der Zusammenhalt, das Miteinander und die coolen, selbst geschriebenen Stücke sind wirklich einzigartig», sagt er. Wenn es darauf ankäme, dann seien alle immer füreinander da. Das ist jedem einzelnen Mitglied geschuldet. «Dass wir zu jeder Zeit immer einen tollen Auftritt hinlegen können, macht mich stolz.»
Zusammenhalt auch in der Pandemie
Heute sind die Städtli-Schränzer eine feste Grösse im Fasnachtsbetrieb. Corona stellte dabei ein grosses Hindernis dar, fast zwei Jahre lang mussten die Schränzer pausieren. Dank des starken Zusammenhalts unter den Musikerinnen und Musikern überstand der Verein die Zeit mit nur wenigen Austritten, wie Matthias Wachner erklärt. Im Gegenteil, die Städtli-Schränzer konnten gar sieben neue «Hamburger» für sich gewinnen. «Natürlich ist auch bei uns der Nachwuchs eine grosse Herausforderung», sagt Wachner. Die Neuzugänge, noch dazu während einer Pandemie, wertet er aber als gutes Zeichen für die Zukunft.
Tolles Programm in kleinerem Rahmen
«Aktuell ist die Corona-Situation eine enorme Herausforderung», sagt er. Für den Verein, die Gemeinschaft und jedes einzelne Mitglied die beste Lösung zu finden, sei nicht einfach. Trotzdem konnten die Städtli-Schränzer eine Fasnacht planen, wenn auch nur im kleinen Rahmen, wie Wachner ergänzt. So fand bereits die Gwändlitaufe in der Kalberhalle statt, weitere Auftritte unter anderem in Bazenheid, Niederwil, Mosnang und auch Hergiswil (Luzern) sind geplant. «Natürlich möchten wir nach fast zweijähriger Pause wieder eine tolle Fasnacht erleben, wenn auch nur im kleinen Rahmen», so Matthias Wachner.
Lichtensteig spielt hier natürlich eine wichtige Rolle – auch persönlich, wie Matthias Wachner erzählt. Denn er hat doch immerhin zweieinhalb Jahre im Städtli gewohnt. «Ich habe meine Zeit hier sehr genossen.» Er habe viele tolle und interessante Menschen kennengelernt und unheimlich lehrreiche Momente erleben dürfen. Also alles perfekt im Städtli? Nicht ganz. «Was fehlt, ist ein Maskenball, so, wie er früher im Kronensaal stattfand», sagt Wachner schmunzelnd.
Zur Person
Matthias Wachner, 41, stammt aus Bayern und lebt seit 2001 in der Schweiz. Als gelernter Koch bildete er sich zum Küchenchef weiter und führt seit 2017 als Geschäftsführer das Hotel «Sternen» in Unterwasser. Matthias Wachner ist verheiratet und seit 2016 Präsident der «Städtli-Schränzer» Lichtensteig.