Inhalt

Der Städtli-Samichlaus

9. Dezember 2021
Mit einem Sack voller Leckereien und in Begleitung von Schmutzli zieht der Samichlaus durch die historischen Gassen im Städtli. Bei einem Besuch beim Stadtpräsidenten, diskutieren sie über die Vorzüge des Städtli und die Menschen, die hier wohnen. Samichlaus und Schmutzli packen auch jemanden in den Sack und nutzen die Rute. Verdient ist diese Massnahme alleweil.

Es ist später Nachmittag im Städtli und es dunkelt schon. Wer Richtung Bohlwald schaut, der sieht zwei kleine Laternen, die sich langsam Richtung Städtli bewegen. Es sind der Samichlaus und der Schmutzli, die unterwegs sind, die Familien in Lichtensteig zu besuchen. Dem Esel hat das Duo eine Pause in der Nähe des Chinderhuus Haselmuus gegönnt. Dort sind die beiden Esel Malaika und Taio zu Hause, welche normalerweise die Kinderherzen in der KITA erfreuen.

Angekommen im Städtli staunen Samichlaus und Schmutzli nicht schlecht über den prächtig geschmückten Christbaum, der beinahe das Stadthaus und das Rathaus für Kultur überragt. Nirgends sonst, in der näheren und weiteren Umgebung, haben sie einen schöneren Christbaum gesehen. Neuerdings duftet der Baum auch so herrlich nach Seife, denn irgendwo im Dickicht ist die Seifenmanufaktur versteckt.

Kaum angekommen im Städtli, werden die beiden prominenten Gäste umschwärmt von Kindern. Sie können den Besuch von Samichlaus und Schmutzli kaum erwarten. Geduldig beantworten die beiden Fragen, lauschen den Sprüchli und verschenken feine Sachen aus ihrem Sack. Als es etwas ruhiger wird, nutzt der fliegende Städtli-Reporter und Fotograf Sascha Erni die Möglichkeit, Samichlaus und Schmutzli für den Newsletter und für Social Media ins beste Licht zu rücken. Im Anschluss machen sich die beiden Weihnachtsboten auf ins Stadthaus, wo sie vom Stadtpräsidenten Mathias Müller zum Kaffee eingeladen wurden.

Kulinarische Vielfalt im Säckli
Bei der herzlichen Begrüssung durch den Stadtpräsidenten übergeben Samichlaus und Schmutzli einen grossen Sack mit vielen Leckereien. Der Blick hinein offenbart einmal mehr die kulinarische Vielfalt von Lichtensteig. Die Biber sind vom Huber, der Grittibänz von Schlauri, die Nüssli vom Volg, sogar Käse der ChääsWelt bzw. von Willi Schmid ist im Säckli zu finden. Die obligaten und von Gross und Klein äusserst beliebten Kägi fret dürfen auch nicht fehlen.

Neuerdings können Schmutzli und der Samichlaus die Köstlichkeiten sogar mitten in der Nacht unerkannt im Städtli kaufen. Darüber freuen sie sich, denn sie haben die Chance sogar einmal gepackt und nachts um drei Uhr Biere aus aller Welt im 24h Shop degustiert. Allerdings verkleiden sich die beiden lieber und geniessen unerkannt ein Bier am Stammtisch im Ochsen, in der spanischen Weinhalle oder gehen fein essen im Bodega Noi. Umso trauriger sind sie darüber, dass die Krone wieder schliessen musste und hoffen darauf, dass vom Gemeinderat eine langfristige Lösung gefunden werden kann.

Samichlaus und Schmutzli sind sich einig: Sie würden es begrüssen, wenn sie künftig noch mehr Produkte im Städtli aus Manufakturen für den Chlaussack kaufen könnten. Der Samichlaus platziert hierzu  ein paar gute Vorschläge: «Wie wäre es mit einer Kaffeerösterei, einer Brauerei, einem Gewürzladen oder einer Ölmühle?» Die beiden würden sich auf jeden Fall freuen.

Dank an alle Engagierten
Die Lichtensteiger*innen sind sehr stark engagiert, fällt dem Schmutzli besonders auf. Termine für Hausbesuche können fast nur per Doodle gefunden werden. Viele Einwohner*innen sind aktiv in der Nachbarschaftshilfe, in der Enkelbetreuung, in Vereinen, in Organisationen oder in Arbeitsgruppen. Die Menschen, die hier leben, setzen sich ein für die Gemeinschaft, für die Natur, für Kinder, für Jugendliche und für Vieles mehr. Engagement gehört hier zum guten Ton und die Leidenschaft für vielfältige Aufgaben ist förmlich zum Greifen. Samichlaus und Schmutzli treffen diese Voraussetzung nicht mehr überall so stark wie im Städtli an. Die Gründe dafür sind aus ihrer Sicht unterschiedlich. Offenbar nutzen die Lichtensteiger*innen die Freiräume und Plattformen, die sich ihnen in der Gemeinde bieten. Vieles wird unter dem Jahr auch partizipativ entwickelt. Ferner hat die Genossenschaft Zeitgut einiges zum Wachstum der Freiwilligenarbeit beigetragen. So wurden in den letzten Jahren bereits über 10'000 Stunden Freiwilligenarbeit geleistet. Gerne würden Samichlaus und Schmutzli beim diesjährigen «Freiwilligen Helferanlass» einen Besuch abstatten, doch leider liegt das in dieser stressigen Zeit nicht drin.

Weltoffene Menschen
Bei den Hausbesuchen erleben Samichlaus und Schmutzli viele tolle Begegnungen. Die Lichtensteiger*innen sind aufgestellte, fröhliche und gesellige Menschen. Hier kennt und schätzt man sich. Das Persönliche macht den Unterschied. Auf der Strasse werden Alle gegrüsst und wer neu hier ist, gehört grad dazu. Der Zusammenhalt ist gross.

Diese Weltoffenheit schätzen Samichlaus und Schmutzli natürlich besonders, liegt doch ihre Vergangenheit im Ausland. Der Samichlaus führt dazu aus:

«Der Nikolaus-Brauch geht auf den Heiligen Nikolaus von Myra zurück, einen der populärsten Heiligen aus den ersten Jahrhunderten der Christenheit. Myra ist eine Stadt in der kleinasiatischen Region Lykien, die damals zum Römischen Weltreich gehörte. Nikolaus von Myra war ein höchst populärer Bischof, der insbesondere den Armen und Benachteiligten half. Nachts schlich er unerkannt durch die Stadt und legte auf die Fenstersimse besonders armer Familien Geschenke und Köstlichkeiten für die Kinder. Daraus wurde dann unser Samichlaus.»

Mit diesen Wurzeln ihrer Herkunft freuen sich Samichlaus und Schmutzli sehr, dass immer wieder ganz unterschiedliche Menschen aus der ganzen Welt nach Lichtensteig kommen. Sei es als Tourist*in oder als Künstler*in im Rathaus für Kultur bzw. Dogo, für ein paar Monate des kreativen Schaffens.

Ab in den Sack!
Natürlich haben Samichlaus und Schmutzli sowohl die Rute wie auch den Sack mitgebracht. Doch für was? Rasch ist klar, das Coronavirus gehört in den Sack und verdient die Rute. Dieses macht das Leben vieler Menschen schwer. Begegnungen können nicht stattfinden, die Gesundheit leidet, Geld fehlt in den Kassen der Gastronomie und auch die Stimmung zu Weihnachten ist gedämpft.

Dass es nicht so einfach geht mit dem Coronavirus, wissen auch die beiden alten Herren. Doch mit ihrer Anwesenheit im Städtli und den Besuchen in den Familien möchten sie ihren Beitrag leisten und Zuversicht verbreiten.

Mit viel Hoffnung packen sie ihren Sack auf den Rücken, stapfen nach draussen in den Schnee und machen sich auf in die Lichtensteiger Quartiere. Bald sind nur noch die Lichter der Laternen im Dunkeln und im Schneegestöber zu sehen.

Samichlaus und Schmutzli