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Die Seifenköniginnen

14. Oktober 2021
«Die Türe zum umgenutzten Polizeigebäude steht offen, mir strömt feiner Seifenduft entgegen». Der «Mief» des Stadtarchivs ist längst verzogen und der Lärm der Inhaftierten in den darüber liegenden Zellen ist verstummt. Inzwischen produzieren Astrid, Julia und Angela Nigg hier in ihrer Werkstatt jährlich hunderte Kilos Naturseifen. Sie verzaubern mit ihrer liebevollen, bunten und duftenden Manufaktur ihre Kund*innen und tragen bei zu einem einzigartigen Dufterlebnis in Lichtensteig.

Dass die Liebe zu Lichtensteig durch die Nase geht, ist nichts Neues. Denn alle, die hier wohnen, kennen sie, die wundervolle Geruchserfahrung. Dann nämlich, wenn die Firma Kägi ihre weltbekannten Waffeln mit Schokolade überzieht, ist der Duft weit herum wahrnehmbar. Die gleiche Erfahrung macht man in Lichtensteig auch, wenn bspw. Urs Widmer in der Metzgerei den feinen Speck zum Räuchern in die Räucherkammer hängt. Die Duftschwaden ziehen quer durch Lichtensteig und mischen sich nun seit einigen Jahren mit den feinen Düften von «Toggenburger Naturseifen».

Hinter der duftenden Seifenwerkstatt steht die Familie Nigg mit der Mutter Astrid und den beiden Töchtern Julia und Angela. Sie produzieren mit viel Hingabe ihre einzigartigen Naturseifen. Ihre Kund*innen schätzen, dass sie wissen, woher die Seifen kommen und wer sie herstellt. Es sind persönliche von Hand gefertigte Werke. «Das macht unseren Erfolg wohl letztlich aus», sagt Astrid Nigg. Darüber hinaus spielen die Qualität und die Nachhaltigkeit eine wichtige Rolle.

Vom Hobby zum Beruf
Erlernt hat Astrid Nigg das Seifenhandwerk vor bald 18 Jahren. Weil sie nirgends in der Schweiz gute Seifen finden konnte, hat sie einfach selbst mit der Produktion begonnen. Zuerst war es nur ein Hobby. Doch bald wurde mehr daraus, denn immer mehr begeisterte Rückmeldungen von Freund*innen und Bekannten trafen bei der kreativen Macherin ein. So führte das eine zum andern. Fortan verkaufte Astrid Nigg ihre Naturseifen auf regionalen Märkten, es kam ein Onlineshop dazu und heute können die Seifen, in ausgewählten Geschäften, in der ganzen Schweiz gekauft werden.

Im Sommer 2020 gründete Astrid Nigg mit ihren Töchtern Angela und Julia eine GmbH. Sie zogen mit ihrer Manufaktur von der Wilerstrasse ins alte Polizeigebäude. Die Archivräume verwandelten die Niggs in eine liebevolle, bunte, duftende Seifenmanufaktur. Die Frauen produzieren nun inmitten der historischen Altstadt Lichtensteigs hunderte Kilo Naturseifen. Und das noch genau wie zu Beginn; mit viel Hingabe und Handarbeit.

Sich treu bleiben
Die Niggs jagen nicht jedem Trend hinterher, sondern halten überzeugt an ihrem Erfolgsrezept fest. Sie werden dafür belohnt. Sie stellen nebst Naturseifen auch Balsame, Badekugeln u.v.m. her. Sie verwenden nur feinste Rohstoffe. Auf synthetische Zusatzstoffe und Palmöle verzichten sie ganz bewusst. Dafür lassen sie sich für die Herstellung viel Zeit, vor allem beim Rühren. Gut Ding will schliesslich Weile haben.

Was die drei Geschäftsfrauen motiviert, ist das gute Gefühl mit den Naturprodukten Gutes für die Menschen und für die Umwelt zu leisten. Sie wollen Verantwortung übernehmen, eigene Ideen verwirklichen, Produkte herstellen und selbst vermarkten. Beflügelt werden sie jeden Tag durch die positiven Rückmeldungen der Kund*innen. Sie erhalten damit die Bestätigung, dass sie auf dem richtigen Weg sind. Sie wollen klein, aber fein bleiben und sich bietende Chancen für Weiterent­wicklungen nutzen.

Kurse und Gruppenangebote
Spannend für Gäste und Einwohner*innen sind die Kurs- und Gruppenangebote. Die Manufaktur bietet auch Teamevents an. Sie sind für all jene nämlich, die es «gluschtet» selber Seifen herzustellen oder einen Einblick ins Handwerk zu bekommen.

Weitere Manufakturen ins Städtli
Was schätzt die Familie am Städtli-Leben? Es ist der Zusammenhalt in der Bevölkerung, die Unter­stützung aller – von der Gemeinde und der Bevölkerung –, die Ideenvielfalt, die Möglichkeit diese umzusetzen und die Schönheit des Städtlis. Begrüssen würden sie eine Verkehrsberuhigung. Der Lärm ist ein Stressfaktor für Besucher*innen und Einheimische. Sie glauben, dass dringend mehr Ruhe einkehren muss, damit mehr Musse entstehen kann (Temporeduktion oder Zubringerdienst).

Damit das Städtli noch attraktiver wird, sollen weitere Manufakturen im Städtli entstehen. Dazu notwendig, wünschen sie sich weiterhin günstige Mietzinsen. «Könnten die Flächen im ersten Jahr des Betriebs gar kostenlos sein?», stellen sich die drei Macher*innen die Frage und wollen damit wohl v.a. jungen Kreativen den Einstieg ins Geschäft erleichtern.

Und für weitere Manufakturen haben sie ganz konkrete Ideen. «Wir wünschten uns Töpfer*innen, Weber*innen, Schuhmacher*innen, Kunstschmied*innen, Sattler*innen, Hutmacher*innen, Korbflechter*innen, Holzhandwerker*innen usw., möglichst viel verschiedenes Kunsthandwerk, ein kleines Bücher-Café zum Verweilen mit kulinarischen Köstlichkeiten, ein lebendiger Goldener Boden mit Tischen und Stühlen und Strassenmusikanten. Wir träumen von einem lebendigen Handwerker*innen- und Künstler*innenstädtli, das für Einheimische, Tourist*innen und Leute aus der näheren Umgebung zu einem Anziehungspunkt, Treffpunkt und Wohlfühlort wird.»
Das würde uns freuen.

Weitere Informationen: https://toggenburger-naturseifen.ch/

Nächste Kurse:

23.10.2021, 13.30 – 17.00 Uhr Duftwerkstatt: naturkosmetische Produkte

11.12.2021, 10.00 – 16.30 Uhr Naturseifenherstellung im Kaltverfahren

15.01.2022, 10.00 - 16.30 Uhr Naturseifenherstellung im Kaltverfahren

Firma Toggenburger Naturseifen
Astrid Nigg (links) und ihre Tochter Julia