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beAchtbar – menschlich, stilvoll, vernetzt

9. September 2021
Lichtensteigs Städtli-Leben ist vielfältig und attraktiv. Was steckt dahinter? Wer genauer hinschaut, merkt rasch: In Lichtensteig geht fast nichts ohne Frauenpower. Ein interessantes Beispiel ist das Engagement von Barbara «Babs» Schmid.

beAchtbar

menschlich, stilvoll, vernetzt

Lichtensteigs Städtli-Leben ist vielfältig und attraktiv. Was steckt dahinter? Wer genauer hinschaut, merkt rasch: In Lichtensteig geht fast nichts ohne Frauenpower. Ein interessantes Beispiel ist das Engagement von Barbara «Babs» Schmid. Sie hat dem leerstehenden Lokal an der Hauptgasse 30 – beAchtbar – neues Leben eingehaucht und sie hat damit auch zurück zu ihren Wurzeln gefunden.

Manch Räumlichkeit in Lichtensteig wartet auf eine neue Nutzung. Banken, Versicherungen, Läden, Restaurants sind in den letzten Jahrzehnten verschwunden. Der Strukturwandel lässt sich nicht bremsen. Er bietet aber Chancen für neue Ideen - Potential für Macher*innen. Eine solche Möglichkeit liess sich Barbara Schmid nicht entgehen. Als sie nach Lichtensteig zog, ist ihr das Potential des freien Raumes sofort aufgefallen. Dort wo früher über lange Zeit Velos und Motos geflickt wurden, (u.a. durch Walter Gräub) sah sie die Möglichkeit Menschen und Kultur ins Zentrum zu rücken.

Lichtensteig – Zürich – Lichtensteig
Barbara Schmid führt seit über 20 Jahre eine komplementärtherapeutische Praxis in Zürich. Sie entschied sich einen zweiten Standort in Lichtensteig zu eröffnen. Die Türen stehen immer am Freitag offen. Sie behandelt Menschen aller Altersstufen mit unterschiedlichsten Beschwerdebildern. Die notwendigen Ausbildungen dazu hat sie sich über viele Jahre hinweg erarbeitet. Ursprung war die Ausbildung zur Kinderkrankenschwester. Im Anschluss erwarb sie das eidgenössische Diplom als Komplementär Therapeutin und das Diplom als Shiatsu Therapeutin. Seit bald drei Jahrzehnten praktiziert sie Tai-Chi und sie trainierte während vielen Jahren intensiv Aikido.

Das Barbara Schmid in Lichtensteig gelandet ist, ist kein Zufall und doch aussergewöhnlich. Ihre Familie (Schirmer/Abderhalden) hat hier ihre Wurzeln. Ihre Mutter ist im «Strässlehaus» aufgewachsen. Ein imposantes Familienstück, das Himmelbett der Urgrossmutter, hat es sogar ins Toggenburger Museum geschafft. Und «Ja, klar» denkt man sich nun, Barbara Schmid wollte zurück zu ihren Wurzeln und kam deshalb nach Lichtensteig. Doch das Aussergewöhnliche ist, dass sie erst nach ihrem Zuzug herausfand, dass bereits ihre Vorfahren hier wohnhaft waren. Ein Kreis hat sich geschossen.

Am Anfang ein leeres Blatt Papier
Barbara Schmid fand es vermessen den ganzen Raum für sich allein als Praxis zu nutzen. Sie begann zu überlegen, was Frau damit noch anstellen oder bieten könnte. Auf einem riesengrossen Blatt Papier kritzelte sie wild drauf los Wörter, die ihr gerade in den Sinn kamen. Das zweitletzte Wort war das Verb «zu beachten». Es entstand das Adjektiv «beAchtbar» daraus. Und es ist explizit keine Bar, sondern ein Wortspiel. Was Barbara Schmid besonders wichtig ist: beAchtbar als Adjektiv.

beAchtbar gibt allen Menschen, die etwas zu sagen haben, ihre Bühne. Barbara Schmid baute auf ihre Erfahrung in Zürich. Bereits dort organisierte sie Abende in ihrer Wohnung. Sie lud politisch engagierte Menschen, Wissenschaftler*innen, Jugendliche, Philosoph*innen, Künstler*innen usw. ein und tauschte sich aus. Geprägt wurde sie in Zürich durch die 80iger Bewegung. Als «Züri-brännt-Kind» hat sie schon früh kulturpolitische Forderungen gestellt und Vieles in kultureller wie in gesellschaftlicher Hinsicht bewegt. Was bis heute geblieben ist, ist ihr grosses Engagement für Kultur(-raum).

Kultur und Begegnung

Erst wollte sie Tischgespräche führen. Weil sie im Städtli aber noch keine Leute kannte, fragte sie kurzerhand einen befreundeten Autor und Schauspieler aus Olten an, ob er mit seinem neusten Buch den Ort eröffnen möchte. So entstand ein neuer Kulturort in Lichtensteig. Es folgten weitere Lesungen und vor allem Konzerte. Letzteres erstaunt wenig, denn Barbara Schmid studierte am Conservatoire de Genève Musik. Sie war mit einem Jazzmusiker verheiratet. Zusammen mit ihren Söhnen tummelt sie sich noch heute in der Zürcher Jazz- und Musikszene. Ihre Künstler*innen sind allesamt Freunde, die den Raum, die Bühne, die sehr gute Akustik, das Lokal, das Einfache und die Einrichtung unglaublich schätzen. Das Konzept beAchtbar stösst bei Gästen und bei Künstler*innen auf Begeisterung. Kein Wunder, denn das Herzblut, das Menschliche und die Gemeinschaft sind richtiggehend greifbar. Das Lokal wird von der Powerfrau ehrenamtlich betrieben und dies trotz enormem Aufwand für Planung, Organisation und Durchführung.

beAchtbar trotz(t) Corona

Barbara Schmid wurde ausgebremst vom Corona-Virus. Doch sie lässt sich nicht beirren und schon gar nicht entmutigen. Sie verlegt zum Beispiel kurzerhand ihr Programm in die Alte Fabrik am Stadtufer oder kooperierte diesen Sommer mit dem Rathaus für Kultur beim «verussen». Auch für die kommenden Jahre hat sie weitere Pläne. Nebst dem Betrieb möchte sie sich bei anderen Häusern und Bühnen einbringen. Sie schätzt im Städtli, dass vieles möglich ist, dass gute Ideen ausprobiert werden dürfen und dazu noch bezahlbarer Raum vorhanden ist – ganz anders als in Zürich.

Zur Person: Barbara Schmid ist 60 Jahr alt und ehemalige Krankenschwester. Sie war über 15 Jahre am Unispital Zürich tätig. Seit mehr als 20 Jahren führt sie eine komplementärtherapeutische Praxis in Zürich. Sie hat zwei erwachsene Söhne (Goldschmied sowie Schreiner, Musiker, Älpler).

Links:

www.zeit-raum.li
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Nächstes Konzert:

Samstag, 18. September 2021, 20.00 Uhr
KIMM-TRIO
Ort: Stadtufer, Lichtensteig

Barbara Schmid
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