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Alena Kost – Keramikatelier im Stadtufer

9. Oktober 2025
Im Stadtufer hat sich Alena Kost ihr Keramikatelier eingerichtet. Dort arbeitet sie mit Ton als künstlerische Sprache, schafft Skulpturen, Installationen und Alltagsgeschirr. Ihr Weg war lang, sie begann als Autodidaktin und liess sich nie von ihrer Leidenschaft Keramik abbringen. Jetzt verankert sie sich in Lichtensteig, öffnet ihr Atelier am Stadtufer und wächst in der lokalen Künstlergemeinschaft mit. Mehr über Alena Kost erfahren Sie im Interview.

Was genau machen Sie als Künstlerin und wie sind Sie dazu gekommen?

Ich nutze Keramik als Medium, um Skulpturen, Objekte und Installationen zu schaffen. Mein Weg dahin war lange und nicht immer leicht: Jahrelang habe ich mich autodidaktisch weitergebildet, mich intensiv mit Ton und seinen Möglichkeiten beschäftigt und zunächst Geschirr, Einrichtungsgegenstände, Restaurant-Geschirr und vieles mehr hergestellt. Erst später wurde mir klar, dass ich dieses Material auch als künstlerischen Ausdruck nutzen wollte – und genau das tue ich jetzt.

Was ist Ihre Motivation, Ihr Ziel?

Meine grösste Motivation ist ganz klar: Ohne Keramik und meine Arbeit kann ich nicht leben. Das hängt weder von Umständen noch von perfekten Bedingungen ab. Meine ersten Ateliers hatten keine Heizung, kein Bad, kein Tageslicht. Einmal musste ich das Land für drei Monate verlassen, hatte aber einen Auftrag für ein Restaurant und habe ihn nicht aufgegeben – ich habe hundert Teller über die Grenze transportiert, die ich nicht im Atelier, sondern zu Hause bei meinem Mann hergestellt hatte. Nach meinem Umzug in die Schweiz richtete ich mir in einem Zimmer unserer Wohnung eine Werkstatt ein und arbeitete weiter – während meiner Schwangerschaft und nach der Geburt meiner Tochter. Bis heute hat nichts zwischen mich und den Ton kommen können. Heute möchte ich mich hier in Lichtensteig gut in der neuen Umgebung verwurzeln und mein bisheriges, erfolgreiches Niveau auch hier weiterführen.

Worauf sind Sie stolz? 

Ich bin stolz darauf, meine Arbeit in einem neuen Land wieder aufgenommen zu haben und mir selbst sowie meiner Kunst treu geblieben zu sein, auch wenn es unglaublich herausfordernd war. Ich bin stolz darauf, weiter an mich zu glauben und dass meine Arbeit bei den Menschen Anklang findet – sie hilft ihnen, sich mit sich selbst und ihrer Heimat verbunden zu fühlen.

Welcher Moment oder welche Geschichte hatte einen entscheidenden Einfluss auf Ihre Arbeit als Künstlerin? 

Ein entscheidender Moment war die Erkenntnis, dass Keramik nicht nur ein Handwerk, sondern auch eine Kunstsprache ist. Das geschah nach der Fertigstellung meiner Installation „Recursion #1“, als mir klar wurde, dass einfache Formen komplexe Emotionen ausdrücken können und dass das auch bei Betrachtern Resonanz erzeugt. Dieser Moment hat mein Verständnis davon, was meine Arbeit sein kann, grundlegend verändert.

Was verbindet Sie mit Lichtensteig, mit dem Städtli? 

Mein Atelier befindet sich hier am Stadtufer, und ich werde Schritt für Schritt Teil der lokalen Künstlergemeinschaft. Lichtensteig ist zu einem Ort geworden, an dem ich meine Arbeit von Anfang an entwickeln, mit anderen teilen und gemeinsam mit der Gemeinschaft wachsen kann. Vor allem hat mich dieses Städtli – dieser Ort und die Menschen hier – in den schwierigen Momenten der Emigration wieder lebendig gemacht und mir die Freiheit gegeben, wieder durchzuatmen.

Wie sehen Sie die Entwicklungen in Lichtensteig? 

Ich sehe Lichtensteig als eine Stadt, die mutig Kunst und neue Ideen zulässt. Die Entwicklung wirkt lebendig und inspirierend – sie gibt mir Raum, zu experimentieren, Kontakte zu knüpfen und gemeinsam Neues zu gestalten. Was mich am meisten berührt, ist, dass eine so kleine Stadt eine Atmosphäre der Offenheit und des Vertrauens schaffen kann, die in grösseren Städten nicht immer leicht zu finden ist.

Welches Potenzial/welche Probleme sehen Sie für Lichtensteig?

Ich sehe grosses Potenzial in der Gemeinschaft, die sich hier bildet, und in der Atmosphäre einer Kleinstadt, in der tiefe menschliche Beziehungen und eine neue Perspektive auf die Gestaltung der Zukunft möglich sind. In Lichtensteig gibt es Raum für Kunst, neue Ideen und Gemeinschaftsprojekte. Bislang sehe ich für mich selbst keine Nachteile – im Gegenteil, ich verspüre den starken Wunsch, hierher zu ziehen und mein Leben mit diesem Ort zu verbinden.

Alena Kost ist 35 Jahre alt und arbeitet als Keramikkünstlerin. Ihr Zuhause ist Brunnadern. Vor Kurzem hat sie ihr Atelier in Lichtensteig im Stadtufer eröffnet.

Text: Silke kleine Kalvelage
Foto: Alena Kost