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Städtli Aussensicht: Susanne Sugimoto

13. Januar 2022
Der Macher*innen-Geist ist einzigartig. Mit dem modernen Verständnis von Partizipation und Teilhabe hat das Städtli Lichtensteig Susanne Sugimoto sofort überzeugt. Die Gemeinde bietet als Ermöglicherin Raum zur Entfaltung und die Bevölkerung nutzt diesen Raum als Macher*innen für innovative Projekte.

Interview mit Susanne Sugimoto

Wie ist Ihre Verbindung zu Lichtensteig, zum Städtli?
Seit Ende Oktober bin ich im Vorstand des Ort für Macher*innen. Als ich im vergangenen Jahr angefragt wurde, habe ich spontan ja gesagt. Der innovative Macher*innen-Geist in Lichtensteig überzeugt mich. Schon beim ersten Austausch, während des Lockdowns 2020,  mit dem heute in Lichtensteig ansässigen Remo Rusca, Regionalentwickler und Coach, ist dieser Geist der partizipativen Zukunftsgestaltung auf mich übergesprungen. Ausserdem war meine Grossmutter väterlicherseits eine Kägi aus Wattwil. Nach gut zwei Jahren verbinden mich viele neue und inspirierende Bekanntschaften.

Was hat Sie gereizt, mitzudenken und mitzugestalten?
Ich möchte den Strukturwandel auf dem Land verstehen und helfen, ihm etwas entgegenzusetzen. Lichtensteig war in der Vergangenheit von der Abwanderung industrieller Arbeitsplätze besonders betroffen. Gemeinsam mit dem Stadtpräsidenten Mathias Müller und mit der Bevölkerung möchte ich ein Narrativ entwickeln, das Städter*innen das Entfaltungspotenzial auf dem Land näher bringt. So durfte ich, basierend auf einer Umfrage im November 2020 einen hybriden Innovations-Workshop durchführen. Ein Ergebnis daraus war das Entwickeln eines Newsletters, der den Macher*innen in Lichtensteig und darüber Hinaus eine Plattform bietet.

Wie beobachten Sie die Entwicklung in Lichtensteig?
Lichtensteig hat es geschafft, durch die Entwicklung einer partizipativen Kultur, die Bevölkerung mit einzubeziehen. Einwohner*innen geben ihre Meinungen nicht nur bei Wahlen und Abstimmungen bekannt, sie beteiligen sich an Zukunftsideen und gestalten mit. Mit der Mini.Stadt 2025 – Strategie wurde in einem mehrjährigen partizipativen Prozess gewissermassen eine gemeinsame Identität entwickelt. Das ist eindrücklich. Und einbezogen werden alle, ob Pionier*in, Kulturschaffende, Jung, Alt, Unternehmer*in, Gewerbler*in, Pendler*in etc. Mit dieser Kultur ist meiner Meinung nach Lichtensteig für den bevorstehenden gesellschaftlichen Wandel gut aufgestellt.

Welches Potenzial sehen Sie?
Mit der Unterstützung der Gemeinde ein Macherzentrum zu etablieren, wurde ein Ort geschaffen, wo sich mit Coworking Arbeitsplätzen, Sitzungszimmern und einer modernen IT-Infrastruktur jederzeit neue Ideen und Kollaborationen entwickeln lassen. So ist beispielsweise der Mini.Bierladen von Tobias Kobelt und Monika Bösch entstanden und es wurde weiter eine pionierhafte Bezahllösung für private 24 Stunden Shops auf dem Land entwickelt.

Was kann die Gemeinde tun?
Beim Wohnungsbau ist die Gemeinde dahingehend vorausschauend, als dass sie Siedlungen schafft, die eine künftige heterogene Gesellschaft ermöglichen. Dort wo die Gemeinde den Bedarf für eine Dienstleistung erkennt, kann sie den Anstoss geben mit dem Netzwerk, Ideen, Infrastruktur oder Geld. So war es  Mathias Müllers Idee im Macherzentrum ein Social Media Coaching für KMU und Privatpersonen anzubieten. Ein Pionier-Online-Coaching hat 2021 unter meiner Leitung stattgefunden. Das zweite ist heute am 13. Januar gestartet. Und ich muss sagen, es ist für mich eine riesige Freude zu sehen, wie aktiv und wirkungsvoll die ehemaligen Teilnehmer*innen Social Media nutzen.

Was wünschen Sie sich, würde Ihre Wohngemeinde von Lichtensteig übernehmen?
Selber lebe ich in Basel, einer Stadt mit einem offenen Geist und rund 200’000 Einwohner*innen. Für mein Wohnquartier, das Gellert, wünsche ich mir noch mehr unkomplizierte Begegnungsräume, wo die Freiheit für eine partizipative Gestaltung vorhanden wäre. Sei es die Gestaltung und Entwicklung von Naturräumen hin zu mehr Biodiversität oder ein Ort, wo Ideen entstehen und weiterentwickelt werden könnten.

Susanne Sugimoto
Susanne Sugimoto